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Tristan Loriaut in Lomé


Tristan Loriaut ... Musiker und Lehrer

Auf einem eher untypischen Weg Begann er mit 6 Jahren, Cello zu spielen und entdeckte mit 15 Jahren die Gitarre und den Jazz für sich. Danach trat er nacheinander dem Jazz- Unterricht der Musikschulen in Marseille, Aix-en-Provence und Bastia bei und für zwei Jahre auch dem IMFP, Jazzschule in Salon de Provence. Er hat außerdem talentierte Musiker und Lehrer kennenlernen können, dies waren zum Beispiel: Michel Zenino, Gérard Maurin, Philippe Petrucciani...

2003 zog er nach Paris um, wo er am Jazz-Gitarren-Unterricht von Eric Daniel im Konservatorium Nadia und Lili Boulanger (9. Arrondissement) teilnahm, um sich daraufhin an das „CNSM de la Vilette“ zu wenden, wo er die Aufnahmeprüfungen bestand. Im Jahre 2005 entschloss er sich, sein eigenes musikalisches Projekt zusammen mit dem Saxophonisten Yacine Boularès, dem Kontrabassisten Oliver Degabriele und dem Schlagzeuger Thibault Perriard aufzuziehen. "Perceptual", wie sich das Quartett nannte,  wurde beim Jazzfestival  von  St Germain  de Prés im
mai 2006 mit einem Nachwuchspreis für Solisten geehrt. Eine selbsterstellte CD erschien 2007 und wurde vom Label Nocturne verteilt.
Im Jahre 2006 trat er dann in das Nationalkonservatorium der Region Paris (Rue de Madrid, 8. Arrondissement) ein und hatte Manu Codjia, Emil Spanyi, Pierre Bertrand und andere als Lehrer. Im selbem Jahr hatte er die große Ehre, an der Seite von Dave Liebmann das Revival der “Sketches of Spain“ von Miles Davis und Gil Evans zu spielen. Er traf auch viele Musiker und Lehrer wie Mickael Felberbaum, Christian Brun, Serge Lazarevitch. Im Jahr 2008 erhält er dann einen DEM Jazz im CNR in Paris. Er kümmert sich seit 2005 um das Programm des Jazzfestivals „au Couvent“, das jeden August auf Korsika stattfindet. Außerdem wirkt er aktiv bei mehreren Gruppen wie dem Quartett Open Wild mit, das die Musik der Doors neu auflegt.

Seine Leidenschaft für die Musik geht mit einem ausgeprägten Sinn für das Komponieren, Vermitteln und Begeistern für den Jazz einher : Indem er seit 2007 der Redaktion einer Internetplattform angehört ("Dernières Nouvelles du Jazz") und indem er Veröffentlichungsregister von Jazzplatten veröffentlicht, versucht Tristan Loriaut seine Leidenschaft für diese Musik mit anderen zu teilen.

www.myspace.com/tristanloriaut




Lehrer empfangen um verborgene Talente zu fördern…


(Von Tristan Loriaut, Musiker und Lehrer)


Jeder von uns hat gewisse Träume und einige davon gehören zu jenen, die wir noch verwirklichen können. Eine Reise zu unternehmen war einer davon. Afrika hat mich als eine der wesentlichen Wiegen der Menschheit schon immer angezogen und so war die Entscheidung eine leichte. Ich habe schon vorher gefühlt, dass dies eine Odyssee, eine wahre Prüfung des Lebens sein würde.Das Projekt wurde von der Idee geleitet, meine Leidenschaft für die Gitarre und die Musik via Musikunterricht auf diesen Kontinent zu bringen. Die Entscheidung für das Ziel meiner Reise viel auf Togo und genauer gesagt auf seine Hauptstadt Lomé.


Der Verein „Musique-Evènements" hat mich vor Ort empfangen. Sein Präsident, Mawulolo Kossi Klugan und sein Beisitzer Komla Likem Togboga haben mich ohne zu zögern bei diesem Projekt, Gitarrenunterricht auf togolesischem Boden zu geben, unterstützt. Seit meiner Ankunft am 14. Februar 2009, wurde ich mit der echten afrikanischen Gastfreundschaft empfangen. Die mir anvertraute Mission hatte also angefangen. Nach den ersten Informationstreffen zwischen Lehrern und Schülern habe ich sofort realisiert, dass ich in einer völlig anderen Welt war. Vor allem kulturell gesehen sah es so aus, als würden sich die Unterschiede auf allen Ebenen bemerkbar machen. Aber ich musste mich von dieser Kultur, die so viele Unterschiede zu der meines Heimatlandes hatte, nur zähmen lassen.

Schnell hat sich ein Stundenplan etabliert. Es wurde genehmigt, dass der Unterricht in den Klassenräumen der Protestantischen Mittelschule in Viertel Agbalepedo stattfinden würde.

Etwa zehn Gitarrenschüler von 19 bis 28 Jahre, die auf einem mittelmäßigen Level waren, konnten jeden Mittwoch und Freitag jeweils an einem halbstündigen Kurs teilnehmen.






Etwa sechzig andere Schüler im Alter von 10 bis 18 Jahren, die zum großen Teil Anfänger ohne eigene Instrumente waren, haben sich in fünf Gruppen von zehn bis fünfzehn Schülern aufgeteilt, die dann eine Einführung in das Gitarrenspiel von jeweils einer halben Stunde pro Gruppe erhielten. Ich habe versucht, immer verfügbar zu sein, jede Frage anzuhören und auch jede Antwort, jedem Schüler bestmöglich bei seiner Entwicklung zu helfen. Natürlich haben sich dabei einige unerwartete Talente gezeigt.

Der zweite Teil meines Einsatzes bestand darin, Musikgruppen zu besuchen, die meistens im Stil musizierten, der dem meinigen ähnlich war. Das Polizeirevier von Lomé verfügt wie wohl alle Kasernen auf der Welt über ein Orchester. Mir wurde die Aufgabe anvertraut, die Musiker dieses Orchesters zu beraten, mir Zeit zu nehmen, für eine bessere musikalische Absprache unter ihnen zu sorgen.
Unsere Austäusche wurden mit der Einübung von zwei Arrangements, die ich auf Grund unseres Treffens komponiert habe, geschlossen. Mein Besuch hat sich auch noch auf zwei andere Gruppen ausgeweitet: eine Rock- und eine Bluesgruppe. Schöne Treffen, die unter dem Zeichen eines gleichwohl herzlichen als auch lehrreichen Austauschs standen.


Ich konnte auch fabelhafte Tonaufnahmen mitnehmen. Nichtsdestoweniger gab es auch einen Hauch von(oder einen Umweg in) den Gospel, wo die Lieder, gleichwohl sie sehr aktuell waren, dem Spirituellen zugewandt waren. Im Togo ist das Ausleben der Religion in jedem Haushalt genauso präsent wie die Musik in jedem Gottesdienst.


Woche blieben mir immer noch einige freie Tage, an denen ich die Kultur des togolesischen Volkes, seine Städte und seine Landschaft besser kennenlernen konnte. Ich konnte Kpalimé und seine Handwerkskunst entdecken, Togoville und seinen Voodookult, den Togo-See und die Pirogen, Atakpamé und seine eng zusammenlebende, bunte Bevölkerung, den Staudamm und das Reservat von Nagbéto mit seinen Nilpferden. Ich konnte auch die Hauptstadt Lomé genau wie seinen „Grand Marché“, den großen Markt, der immerfort in Wallung ist, besuchen.

Trotz der oft sehr schweren, von extremer Armut gezeichneten Lebensbedingungen, in denen viele Menschen um das bloße Überleben kämpften, bin ich stets Lebensfreude und Kommunikationsbereitschaft begegnet, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Vor allem bei den Jugendlichen gab es dieses starke Begehren, vom anderen zu lernen und den tiefen Wunsch, Musik zu machen. Das ist das Ziel, das sich der Verein "Musique-Evènements" gegeben hat. Ein weiteres Ziel ist jetzt auch, seine Tätigkeit auf anderen Eben fortzusetzen. Warum sollte man nicht beim Erschaffen des ersten nationalen Musikkonservatoriums im Togo mitwirken? Mit Hilfe der Spenden von Musikinstrumenten- ob alt oder neu, finanziellen Spenden und den Einsätzen von ausländischen Lehrern wird dieses Projekt die Sonne sehen! Jede Spende, die man diesem Verein geben kann, ist ein unerfassbares Glück für die Jugend, die sich nichts mehr wünscht als Musik zu machen und zu lernen.

Mein Einsatz war am 14. März 2009 zu Ende. Ein Monat war vorbei und als der Moment meiner Abreise da war, habe ich gemerkt, dass ich selber viel mehr gelernt als gelehrt habe. Dennoch ging ich fort und hinterließ bei vielen Schülern hohe Erwartungen und Vorstellungen, die ich während meines kurzen Einsatzes nicht erfüllen konnte. Mein Wunsch, bei der weiteren Entwicklung dieser Gitarrenschüler mitzuwirken gibt mir zu hoffen, dass dieses Austauschprojekt erst anfängt. Es wird in den folgenden Jahren weitergehen, da bin ich mir sicher!